Negative Strompreise

Zusammenfassung

📈 Negative Strompreise führen in 2025 bei Tracker PV-Anlagen im EEG zu einem finanziellen Verlust von voraussichtlich 7%.

Wir gehen vereinfacht davon aus, dass diese 7% über 20 Jahre auf 0% sinken werden und rechnen deshalb mit durchschnittlich 3,5% Verlust pro Jahr (für 20 Jahre).

💰Dieser Verlust wird dank dem Solarspitzengesetz größtenteils kompensiert, indem die EEG-Laufzeit verlängert wird. Mit unseren Annahmen kommen wir auf ca. 2 Jahre Verlängerung.


📉 Langfristig gehen Experten von einem starken Rückgang der Negativpreise spätestens ab 2030 aus. Gründe hierfür sind:

⚡ Unser Strombedarf wird sich verdoppeln

🚗 Unser Stromverbrauch wird flexibler

🔋 Großspeicher werden extrem schnell ausgebaut

🗞️ Zusätzlich: Die Politik plant aktuell neue Gesetze um Negativpreise zu reduzieren


🔍 Wie berechnen sich nun die 7%?

📌 Grundprinzip der Vergütung

Der in unserer Wirtschaftlichkeitsrechnung angegebene EEG-Vergütungssatz (offiziell anzulegender Wert) setzt sich aus dem Marktwert Solar und der Marktprämie zusammen.

Anzulegender Wert = Marktwert Solar 🟡 + Marktprämie 🟢

(Quelle Abbildung: energy cubes GmbH)

🟡 Der Marktwert Solar entspricht den durchschnittlichen Erlösen aus dem Verkauf der PV-Strommengen an der Strombörse. Dabei werden auch negative Börsenpreise berücksichtigt. Fällt also ein größerer Anteil der PV-Produktion in Zeiten mit negativen Preisen, sinkt der Marktwert Solar.

Der Direktvermarkter handelt den PV-Strom zwar zu stündlichen Preisen an der Strombörse, zahlt seinen Kunden jedoch einen gemittelten Wert – den Marktwert Solar. Da dieser bereits Ertragsverluste durch negative Preise berücksichtigt, vergütet der Direktvermarkter auch den Strom, der in Negativpreis-Stunden eingespeist oder abgeregelt wurde, zum vollen Marktwert Solar.

💡Auch bei Negativstunden wird der Marktwert Solar ausgezahlt

🟢 Die Marktprämie gleicht die Differenz zwischen dem anzulegenden Wert und dem Marktwert Solar aus. Seit Inkrafttreten des Solarspitzengesetzes entfällt diese Prämie jedoch in Stunden mit negativen Preisen.

Für unsere Wirtschaftlichkeitsberechnung bedeutet das: Wir reduzieren nur den Anteil der Marktprämie – nicht den Marktwert Solar – um die erwarteten Verluste durch negative Preise.

💡 Nur der Anteil der Marktprämie an der EEG-Vergütung ist von Negativpreisen betroffen.

Die untere Abbildung verdeutlicht das Prinzip der Vergütung von PV-Strom - auch bei negativen Strompreisen:


📊 Konkrete Rechnung mit beispielhaft 1.000 kWh

Die folgende Abbildung zeigt ein typisches Einspeiseprofil einer PV-Anlage in Deutschland sowie die Strombörsenpreise an einem Sommertag. Am Mittag sind die Börsenpreise wegen hoher Solarproduktion besonders niedrig. Morgens und abends steigen die Preise aufgrund hohen Energiebedarfs und geringerer Erzeugung aus Erneuerbaren Energien an.


Im Jahr 2025 (extrapoliert) werden bei einer Tracker-Anlage ca. 18% der PV-Erzeugung auf Stunden mit negativen Preisen fallen.

Anzulegender Wert (ab 01.02.2026): 6,66 ct/kWh

🟡 Durchschnittlicher Marktwert Solar (erwartet für 2025): 4,2 ct/kWh

(berechnet aus der gesamten PV-Produktion, multipliziert mit den Börsenpreisen und anschließend durch die Gesamtproduktion geteilt)

🟢 Marktprämie: 6,66 ct/kWh – 4,2 ct/kWh = 2,46 ct/kWh

(Anzulegender Wert – Marktwert Solar)

Direktvermarktungserlöse: 4,2 ct/kWh × 1.000 kWh = 42 €

(Marktwert Solar multipliziert mit der Gesamtproduktion)

Erlöse durch Marktprämie: 82% × 1.000 kWh × 2,46 ct/kWh ≈ 20 €

(PV-Produktion bei positiven Marktpreisen × Marktprämie)

Gesamterlös: 42 € + 20 € = 62 **€**

(Erlöse Marktprämie + Direktvermarktung)

Maximal möglicher Erlös (ohne Negativpreise): 1.000 kWh × 6,66 ct/kWh = 66,60€

(Gesamtproduktion × anzulegender Wert)

**Ertrag inkl. negative Preise: 62** € / 66,60 **€** = 93 %

(reale Erlöse / maximal mögliche Erlöse ohne negative Preise)

➡️  7% Verlust


Obwohl 18 % der PV-Produktion in Negativstunden fällt, beträgt der finanzielle Verlust nur 7%.


Wir gehen vereinfacht von einer kontinuierlichen Abnahme der Negativstunden über 20 Jahre aus und rechnen deshalb mit einem Durchschnittswert von 3,5% pro Jahr.


Warum werden negative Strompreise zurückgehen?

Obwohl durch starken PV- und Windzubau die Überkapazitäten zu bestimmten Zeiten zunehmen werden, gibt es zahlreiche Faktoren, die Stunden mit negativen Strompreisen deutlich reduzieren werden.

Die wichtigsten drei Faktoren sind:



⚡ Faktor 1: Unser Strombedarf verdoppelt sich

Der Strombedarf wird sich in den nächsten Jahren mindestens verdoppeln:


Warum?

🔥 Viele Verbraucher wie Autos, Heizungen und die Industrie verbrennen heute noch sehr ineffizient Öl und Gas.

🔋 Diese werden schnell ersetzt durch E-Autos, Wärmepumpen und Elektrolyseure. Damit brauchen wir zwar kein Öl und Gas mehr, aber dafür deutlich mehr (erneuerbaren) Strom.


🚗 Faktor 2: Unser Stromverbrauch wird flexibler

Quelle: Tibber


Dank dynamischer Stromtarife und variablen Netzentgelten haben Verbraucher und zukünftig auch Unternehmen ab 2025 einen starken Anreiz ihren Verbrauch in Zeiten von geringen und negativen Strompreisen zu legen.

🚗 Autos werden geladen und 🌡️ Wärmepumpen laufen dann an, wenn der Strom günstig ist. Das ist keine Zukunftsmusik, sondern Anbieter wie Tibber (siehe Bild oben) oder 1KOMMA5 bieten dies bereits heute für hunderttausende Kunden an - und das voll automatisiert.

🏭 Derselbe Anreiz gilt auch für Firmen, die Energiekosten sparen können, indem sie ihren Verbrauch in Zeiten günstiger Preise verschieben. Das gesetzliche Anreizmodell wird hierfür gerade von der Bundesregierung geschaffen und Unternehmen wie Encentive zeigen, wie Firmen davon profitieren.

Dadurch wird der Stromverbrauch in naher Zukunft dem Rhythmus von Wind und Sonne folgen (weil dann der Strom am günstigsten ist) - und damit ebenfalls Stunden mit negativen Strompreisen reduzieren.

🔋 Faktor 3: Großspeicher werden extrem schnell ausgebaut

Dieser Speicher in Alfeld kann eine Mio. Menschen eine Stunde mit Strom versorgen (Kyon Energy)


Der dritte Faktor ist der unglaublich schnelle Zubau von Großspeichern, welcher sich dank sinkender Batteriepreise weiter beschleunigen wird. Zwei Beispiele für diese Entwicklung:



Kalifornien hat 2023 Speicher mit der Leistung von 3 deutschen Atomkraftwerken gebaut:

Quelle: California Governor

Quelle: Tim Meyer



Deutschland könnte seine Speicherkapazität bis 2030 um den Faktor 40 erhöhen:

Quelle: PV Magazine


Großspeicher speichern den Stromüberschuss zur Mittagszeit und speisen ihn dann ins Netz ein, wenn er am meisten gebraucht wird (und der Preis hoch ist). Sie werden der größte Hebel sein, um die Stunden mit negativen Strompreisen in wenigen Jahren auf fast 0 zu reduzieren.

Wichtig: Keiner dieser Faktoren hängt primär von politischen Rahmenbedingungen ab. Politische Maßnahmen können sie zwar beschleunigen oder bremsen (siehe leider Katharina Reiche), aber die Haupttreiber sind marktwirtschaftliche Mechanismen wie Kostenvorteile für Verbraucher oder Gewinne für Unternehmen. Das macht sie so wirkungsvoll und vorhersehbar.

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Batteriespeicher werden privilegiert

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